Diesem bekannten Zitat von Viktor Frankl möchte ich am 2.2.2022 meinen ersten Blogartikel widmen! Irgendwie passend, finde ich, schließlich brauchts für Beziehung immer 2 und ich wette, dass heute wie verrückt geheiratet wird auf der Welt! Was schön ist!! Mit Beziehung ist hier aber nicht nur die intime Partnerschaft gemeint, sondern alle wiederkehrenden Begegnungen die wir im Leben haben: Freunde, Familie, Kollegen, Partner.
In jeder therapeutischen oder beratenden Begegnung geht es letztlich auch immer darum - um Beziehung zwischen Klient und Therapeut/Berater! Man weiß heute, dass die Beziehung in diesen Begegnungen den wesentlichen Wirkfaktor zu Therapieerfolg - oder eben nicht, ausmacht! D.h. das Vertrauen das wir in solchen Beziehungen haben trägt wesentlich dazu bei Gelerntes zu integrieren, Übungen umzusetzen, Reflexionen anzustellen. Schon als kleinste Kinder sind wir abhängig von den Reaktionen unseres Gegenübers, brauchen es wahrgenommen zu werden, wollen uns sicher fühlen in diesen Begegnungen und möchten uns selbst erfahren, ausprobieren, wachsen. Martin Buber beschrieb es so schön: Das Ich wird letztlich am Du zum Ich! Wie sich unsere wesentlichen Beziehungen entwickeln, hängt, nicht nur, aber zu einem großen Teil, von den in der frühesten Lebensphase erfahrenen und entwickelten Beziehungsmustern ab. Darüber wurde viel geschrieben - wen das interessiert der google gerne mal nach den "Bindungstypen nach Bowlby". Das heißt wir bringen eine gewisse Konditionierung mit, was unsere Beziehungsfähigkeit betrifft. Und selbst wenn diese Konditionierung eine Gute ist - Verletzungen durch Beziehungen sind wohl jedem irgendwo bekannt und können uns auch in älteren Lebensjahren noch sehr beeinflussen.
In der wertorientierten Persönlichkeitsentwicklung beschäftigen wir uns im Wesentlichen mit drei Beziehungen, und zwar in der Tiefe: Der Beziehung zu sich selbst, der Beziehung zum Du, und der Beziehung zum Leben. Diese drei Beziehungen bestimmen maßgeblich unsere Lebensqualität: Sind sie im Einklang geht es uns gut, falls nicht, wird es wohl dort oder da zu Herausforderungen kommen. Wenn wir keine gute Beziehung zu uns selbst pflegen, leiden wir früher oder später. Achten wir nur auf unsere eigenen Bedürfnisse, leiden unsere Beziehungen. Lehnen wir ab, was uns das Leben im Moment anbietet, oder in der Vergangenheit angeboten hat,,..dann leiden wir. Kurz gesagt, wenn immer wir eine von diesen Beziehungen ablehnen, zu wenig Achtung schenken, oder im Unfrieden sind, und das ist uns durchaus nicht immer bewusst, wird es zu Problemen kommen.
Das heißt, es macht richtig viel Sinn, sich mal mit sich selbst "auseinander-zusetzen". Spannender Ausdruck, nicht wahr? Klingt ja auch fast so, als wär ich zwei? Na jetzt aber!
Tatsächlich sprechen wir in der Beratung von unserem wahren Selbst, unserem vielleicht "geistigen Selbst", das unsere spezifisch menschlichen Werte beinhaltet, das immer, immer, immer ..gut und gesund ist! Solange wir atmen, unser Herz schlägt - gesund! Und wir differenzieren das von unserem liebevoll vielleicht "Little Me" genannten Selbst, unserem Ego, unserem konditionierten Selbst, wie auch immer man es bezeichnen mag. Die Tatsache, dass wir zu diesem konditionierten Selbst auf Distanz gehen können, es beobachten können, uns nicht damit identifizieren MÜSSEN, heißt auch, dass wir viel freier sind, als wir es zunächst vermutet haben. Das ist eine gute Nachricht.
Es wird noch besser, man kann das lernen! Das ist Achtsamkeit. Das ist diese Geisteshaltung von der so viel gesprochen wird, die uns nicht nur hilft Stress zu regulieren, sondern uns hilft, uns selbst besser kennenzulernen, mit sich selbst in Kontakt zu kommen, mit Gefühlen besser umzugehen, freundlich zu sich zu sein. Denn schließlich muss man sich nicht alles gefallen lassen, nicht mal von sich selbst! (vgl. Frankl)
Und dann sind da noch diese Beziehungen zu einem Du, mit denen wir uns auseinandersetzen können. Was lösen sie aus, wie gehst du mit Dir und den Anderen in diesen Beziehungen um? Kannst Du Grenzen ziehen, deine Bedürfnisse äußern, Emotionen ausdrücken? Welche unausgesprochenen Erwartungen sind da? Wie echt und wie wahr bist du in diesen Beziehungen? Was ist dir wichtig, sind diese Werte erfüllt? Kannst Du autonom sein UND Nähe zulassen? Stellst Du Dich über oder unter die Anderen? In welcher Haltung begegnest Du den Menschen? Einer bewertenden oder eine wohlwollenden, einer auf Augenhöhe? Ist dir klar welche persönlichen Rechte Du hast, und: wo deren Grenzen sind? Vergleichst Du dich ständig mit Anderen?
Und last but not least: Wie denkst Du über das Leben? Ist es lebenswert, trotz allem was da draußen vor sich geht? Erlebst Du Dich als Opfer, als Gestalter, als Retter der Welt? Mit welcher Haltung geht es dir wie? Ist die Welt womöglich ein gefährlicher Ort, oder ist es deine Wahrnehmungsbrille durch die Du das so siehst? Wie dient es dir, das so zu sehen?
"Authentische Beziehungen sind das entscheidende Lebenselixier für eine Welt, die immer mehr auseinanderzubrechen droht." (Gerald Hüther) Niemals ist damit gemeint, das zum Wohle einer Beziehung zu einem anderen, die Beziehung zu uns leiden soll.
Persönlichkeitsentwicklung zielt letztlich immer darauf ab, diese Beziehungen in Einklang zu bringen, Werte dienen uns dabei als Wegweiser, geben Orientierung. Durch Achtsamkeit können wir auch aufspüren, wo die Widerstände gegen diese Werte in uns liegen, und mit diesen umgehen.
Achtsamkeit, die beobachtende, akzeptierende, nicht-bewertende Geisteshaltung ist also der Basiswert für die Auseinandersetzung mit sich Selbst, mit Anderen, mit dem Leben. Ein wichtiger Wert, dem demnächst bestimmt ein eigener Artikel gewidmet wird. :)
Noch einen schönen 2.2. 22 wünsche ich allen Lesern!:)
Kommentar schreiben
Conny (Mittwoch, 07 Februar 2024 15:32)
Schöne Gedanken! Danke:)