Traumasensibles Coaching

Um traumasensibles Coaching zu verstehen, muss man sich zunächst in der Beratung ein wenig der Traumapädagogik widmen - was ist Trauma überhaupt? Im Allgemeinen verstehen wir darunter eine Verletzung, eine massive Bedrohung, ein lebensbedrohliches Ereignis, eine massive Grenzüberschreitung, etwas das mich im Moment  "schockiert", aus der Bahn wirft, und Psyche und Körper  massiv überfordert. Das kann der Verlust eines geliebten Menschen sein, eine Naturkatastrophe, ein Unfall, eine Operation, natürlich auch menschgemachte Übergriffe und Verbrechen. In einer posttraumatischen Belastungsreaktion nach solchen "Monotraumata" haben es Menschen dann mit Ängsten, Überreizbarkeit, Flashbacks und anderen Symptomen zu tun. 

 

Was viel weniger bekannt ist, weil es teilweise leider so "normal" war und ist, sind die kleinen, sich wiederholenden Microtrauma, Entwicklungstrauma, die wir mehr oder weniger alle in unserem Aufwachsen erlebt haben, und die weitaus unterschätzt werden - jedoch massiv unsere Gesellschaft mitprägen. Letzten Endes handelt es sich dabei um mehr oder weniger ausgeprägte Verletzungen der kindlichen psychischen Grundbedürfnisse im Aufwachsen: Da wäre das Bedürfnis nach adäquater zuverlässiger  Bindung oder adäquate zuverlässiger Unterstützung in unserem Autonomiestreben, das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung, sowie das Bedürfnis nach Sicherheit und Entspannung. Auch diese vielleicht nicht erfüllten Bedürfnisse sind für Kinder und junge Menschen "traumatisch", da je höher die Abhängigkeit des Kindes von einer Bezugsperson, ja auch die Nichterfüllung eines Grundbedürfnisses sehr bedrohlich für die Existenz des Kindes ist, und daher Strategien gefunden werden müssen um damit fertig zu werden. Diese Strategien sind also sicherheitsrelevant für das Kind (den Jugendlichen), allerdings oft hinderlich für den Erwachsenen Menschen in der Beziehungsgestaltung.

 

Im Wesentlich lässt sich sagen, dass je nach Ausprägung dieser Entwicklungstraumata es in der Folge von Problemen in der Beziehungsgestaltung bis hin zu einer Einschränkung der Beziehungsfähigkeit kommen kann, und dies ist eine der wesentlichen Fähigkeiten für sinnvolles Leben. Die Prägungen die wir als Kinder und Jugendliche, also in der Phase der Entwicklung unseres Gehirns, während der Ausprägung unserer Persönlichkeit machen, bleiben nachhaltig im Körper gespeichert und können die innere emotionale Anspannung maßgeblich beeinflussen. Es ist daher nach neueren traumapädagogischen und traumatherapeutischen Erkenntnissen zufolge enorm wichtig diesem Thema auch auf der körperlichen Ebene zu begegnen und eine bewusste Miteinbeziehung des Körpers in die beraterische oder therapeutische Arbeit zu initiieren. 

 

Traumapädagogik ist auch im Coaching manchmal ein großes Thema, da ja viele Menschen gar nicht wissen, dass sie Trauma erfahren haben, und wie enorm es sich auf ihr Leben auswirkt, so ja auch die Eltern, und die Eltern von den Eltern usw.  Diese Traumata werden dann unbewusst oft über Generationen weitergereicht, wir sprechen dann von transgenerationalen Traumata, die insbesondere natürlich auch die Nachkriegsgenerationen betrifft.

 

Die gute Nachricht ist, dass es heute viel mehr Erfahrung, Wissen und Methoden im Umgang mit Trauma gibt, v.a. auch der Ansatz den Körper in das traumasensible Coaching/Therapie miteinzubeziehen, die Polyvagaltheorie gibt traumatisierten Menschen viel Hoffnung auf Erleichterung im Leben. Traumatransformation ist möglich, und für unsere Gesellschaft von enormer Bedeutung!

Abschließend ein motivierendes Zitat in dieser Sache, von einem der führenden Traumaexperten Peter Levine:

 

"Wenn Trauma transformiert wird, wird die betroffene Person sogar noch schöner, ohne die Erfahrung zu beschönigen" Peter Levine